Re-ment – Selbstbewusstsein bei Mädchen in der IT fördern

Das re-ment Projekt wurde mit der Veranstaltung Auf die Bühne! an der PH Niederösterreich Baden erfolgreich abgeschlossen.

Am 8. September fand an der Pädagogischen Hochschule Baden die Abschlusstagung für das re-ment-Projekt statt. Vor ca. 70 TeilnehmerInnen unternahm Prof. Bernhard Ertl von der Universität der Bundeswehr in München zu Beginn einen Blick auf Studienergebnisse zum Selbstverständnis von Mädchen in Bezug auf naturwissenschaftliche Fächer. Trotz zunehmender Sensibilisierung in Schule und Gesellschaft haben viele Schülerinnen in diesem Bereich noch immer ein geringer ausgeprägtes Selbstkonzept als ihre männlichen Kollegen, so Ertl.

Prof. Ertl

Prof. Bernhard Ertl

Die Ursachen dafür liegen laut Ertl vor allem in den kulturell verorteten Stereotypen. Viele Eltern fördern in ihrer Erziehung nach wie vor gender-stereotypes Verhalten. Burschen erfahren etwa durch sehr technik-lastiges Spielzeug sehr viele Möglichkeiten zum Sammeln von Vorwissen für die so genannten MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik in der Schule. Hinzu komme eine gewisse Attribution aus der Umwelt: Burschen wird Begabung im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich eher zugeschrieben als Mädchen. Dies führe schließlich zu einer erhöhten Misserfolgsängstlichkeit bei Mädchen, so Ertl. Soll heißen: Mädchen führen schlechte Leistungen bzw. Misserfolge im naturwissenschaftlichen Bereich viel eher auf ihre fehlende Begabung zurück als Burschen. Besonders wichtig sei es daher für Lehrpersonen, in ihren Rückmeldungen dieses Phänomen zu berücksichtigen und zu einem positiveren Selbstbild zu verhelfen.

Reverse-Mentoring hilft bei der Verbesserung des Selbstkonzepts 

Sabine Zauchner-Studnicka

Sabine Zauchner-Studnicka

Genau hier hakt das Projekt „re-ment“ ein, erklärt Sabine Zauchner-Studnicka vom MOVES Zentrum für Gender und Diversität. Im Reverse-Mentoring wird die Mentoring-Beziehung umgedreht: Eine im Berufsalltag weniger erfahrene Person fungiert als MentorIn für eine erfahrenere Person, die wiederum die Rolle des Mentees einnimmt. Konkret übernahmen im Projekt „re-ment“ Schülerinnen die Aufgabe, ihre Lehrerinnen im IT-Bereich zu coachen. Sie wurden somit zu Mentorinnen, ihre Lehrerinnen zu Mentees. Die Evaluierungsergebnisse zum Projekt sind eindeutig, wie Zauchner-Studnicka präsentiert: „Die Mentorinnen sind ihrer Rolle aufgegangen“. Einerseits habe sich durch das Projekt ihre tatsächliche technische Kompetenz, vor allem aber ihr Selbstkonzept verbessert. Außerdem trug das Projekt durchaus dazu bei, sich eigener Geschlechterstereotypen bewusst zu werden und ein Stück weit zu dekonstruieren.

Mentorinnen und Mentees berichten positive Erfahrungen

Alexandra Sperr und Astrid Krenn

Alexandra Sperr und Astrid Krenn

Das Mentoring-Duo Astrid Krenn und Alexandra Sperr vom BG/BRG Purkersdorf berichtet aus ihrer Projekterfahrung ausschließlich Positives. „Als Schülerin hat man ja durchaus hohe Erwartungen an die Lehrperson. Und plötzlich sitzt man da und ist selbst in dieser Rolle“, erzählt Schülerin Alexandra Sperr von ihrer anfänglichen Nervosität in ihrer neuen Rolle als Mentorin. Diese habe sich aber – einhergehend mit einem gesteigerten Bewusstsein über die eigenen Fähigkeiten – bald gelegt, so die 17-Jährige. Mentee Astrid Krenn betont vor allem die hohe Flexibilität ihrer Mentorin: „Ich konnte mit aktuellen Fragen und Problemen kommen, und Alexandra hat spontan und souverän darauf reagiert.“ Trotz grundlegender Kenntnisse konnte sie sehr vieles dazulernen, erzählt die sichtlich begeisterte Lateinlehrerin: „Das größte Aha-Erlebnis war der Screenshot. Den kann ich jetzt auch.“ Harald Führer, Projektorganisator an den Hertha-Firnberg-Schulen betont, dass die Schülerinnen vor allem Kompetenzen vermitteln konnten, die sie sich selbst – also außerhalb der Schule – angeeignet haben.

Wie geht es weiter? Reverse-Mentoring in der Neuen Oberstufe

Evelyn Süss-Stepancik und Kathrin Permoser stellen schließlich ihre Ansätze vor, wie das Reverse-Mentoring-Modell in der Neuen Oberstufe implementiert werden kann. Ganz besonders eignen sich hier Module aus dem Bereich der Persönlichkeitsentwicklung in Verbindung mit IT. Da kann das gesamte Reverse-Mentoring Programm im Schulalltag umgesetzt werden und einen wesentlichen Beitrag zur Berufsorientierung leisten.

Evelyn Süss-Stepancik & Kathrin Permoser

Evelyn Süss-Stepancik & Kathrin Permoser

Die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG) hat das Projekt von Anfang an unterstützt. In seiner Antrittsrede hat Wilfried Seyruck, Präsident der OCG die Förderung der Frauen in der IT als besonderen Schwerpunkt der Arbeit der OCG betont. Frau Zauchner-Studnicka ist auch stellvertretende Leiterin des OCG Arbeitskreises IT für Frauen.

Auf der Website von re-ment finden Sie weitere Informationen zum erfolgreichen Projekt und können auch Materialien herunterladen.

Blogbeitrag von Sabine Zauchner-Studnicka und Katharina Resch-Schobel

 

Dieser Beitrag wurde unter Arbeitskreise, Frauen und Informatik abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setzen Sie ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.