Sind wir zum lebenslangen Lernen bereit?

Das Kernziel lebenslanges Lernen gewinnt an Bedeutung, bleibt aber hinter Zielen wie harmonisches Familienleben, sozialer Sicherheit und gutem Verdienst zurück. Das zeigt die am Mittwoch präsentierte IMAS-Studie im Auftrag des Wirtschaftsförderungsinstituts (WIFI) der Wirtschaftskammer und macht auch die Diskrepanz zwischen Willen und Umsetzung von lebenslangem Lernen deutlich. Gerade die Digitalisierung erfordert unbedingt lebenslanges Lernen.

Lebenslanges Lernen und kontinuierliche Weiterbildung ist die Voraussetzung für beruflichen Erfolg und Wettbewerbsfähigkeit. Diese Botschaft ist bei der Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher angekommen. So stufen 93 % der Befragten lebenslanges Lernen als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ ein. Mit dem Ziel, die Einstellung und Entwicklung der österreichischen Bevölkerung zum Thema lebenslanges Lernen herauszufinden, hat das Meinungsforschungsinstitut im Frühjahr 2018 1.027 Personen persönlich befragt. Dabei zeigte sich, dass der Wille zur Weiterbildung oft stärker ist als die eigentliche Umsetzung. Nur ein Drittel der Befragten (31%) gibt an, dies auch wirklich in ihrem Leben stark umgesetzt zu haben, weit mehr als die Hälfte sind mit der Umsetzung „einigermaßen“ zufrieden. Die meisten Weiterbildungen betreffen dabei die Bereiche berufsrelevante Themen allgemein, Fremdsprachen, EDV/IT, Gesundheit und Technik.

 

Der Bereich IT ist bei Weiterbildungen an dritter Stelle. Quelle: Weiterbildungsbarometer 2018, IMAS International Forschungsinstitut Linz, Pressekonferenzunterlagen 18. Juli 2018

Der Bereich IT ist bei Weiterbildungen an dritter Stelle. Quelle: Weiterbildungsbarometer 2018, IMAS International Forschungsinstitut Linz, Pressekonferenzunterlagen 18. Juli 2018

Lebenslanges Lernen bleibt hinter traditionellen Kernzielen

Auch wenn die Weiterbildungsbereitschaft steigt, bleiben die Kernziele der Österreicherinnen und Österreicher nahezu unverändert. Für 64 % der Befragten hat ein harmonisches Familienleben Priorität, gefolgt von den Zielen freies Leben ohne Zwang, soziale Sicherheit und guter Verdienst. Immerhin gibt fast ein Drittel an, möglichst viel wissen und neugierig bleiben zu wollen, ein Viertel will viel lernen und jede/-r Fünfte strebt danach, sich beruflich weiterzubilden. „Die gedankliche Brücke zwischen beruflichem Erfolg und lebenslangem Lernen scheint in der Bevölkerung noch nicht vollständig geschlagen zu sein, wobei aber eine steigende Tendenz spürbar wird“, kommentiert IMAS-Studienleiter Paul Eiselsberg die Ergebnisse.

Digitalisierung erfordert lebenslanges Lernen

In allen Berufsfeldern und Branchen wächst die Bedeutung der Digitalisierung. Es geht ein Trend weg von manuellen hin zu kognitiven Tätigkeiten, Arbeitsabläufe werden automatisiert und klassische Berufsbilder verändern sich – dies ist in allen Branchen spürbar. Um mit dem Wandel Schritt zu halten, müssen Arbeitnehmer lernen mit dieser Veränderung umzugehen und sich auch auf immer wieder neues Lernen einstellen. Lebenslanges Lernen bzw. eine gewisse Selbstlernkompetenz sind dabei unabdingbar. Zusätzlich verändert sich durch die digitale Transformation die Art wie wir lernen. Die Erwartungshaltungen an digitalen Lernformaten sind entsprechen euphorisch und mannigfaltig: Effizienz und rascheres Lernen, Kostenersparnis, Verbesserung des Lernerlebnisses, Qualitätsverbesserung in der Lehre, elektronische Dokumentation, Lernanalyse etc.

Arbeitnehmer sind sich dieser Verantwortung zum lebenslangen Lernen durchaus bewusst. Anders als 2015, wo die Entscheidung zur beruflichen Weiterbildung mehrheitlich von den Unternehmen ausging, ergreifen inzwischen genau so oft die Kursteilnehmer selbst die Initiative. Die Entwicklungen bezüglich lebenslangen Lernens gehen also in dir richtige Richtung, es gilt diesen positiven Schwung zu nützen. „Die Wirtschaft braucht Menschen, die selbstgesteuert lernen, lebensbegleitend am Ball bleiben und selbstständig Lösungen entwickeln können. Die berufsbegleitende Erwachsenenbildung ist daher zentral für die Zukunft Österreichs“, betont auch WIFI Österreich-Kurator Markus Raml.

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