A-Tag 2018: Spannende Vorträge zum Thema Web Accessibility

Die jährliche Fachtagung zum Thema barrierefreies Internet im Catamaran des ÖGB brachte wieder einen Großteil der Accessibility-Community an einen Ort zusammen, um sich weiterzubilden, zu vernetzen und Synergien zu finden. Im Namen der OCG bekam ich auch kurz die Möglichkeit unser Zertifikat WACA vorzustellen und dem Publikum ein Update der letzten Monate sowie Erklärungen zu den WACA-Einreichmodalitäten zu geben.

A-TAG 2018 Opening

Moderator Wolfram HUBER eröffnet den A-TAG 2018

Themen des A-Tages:

Gestartet hat Sindre Wimberger von der Stadt Wien mit dem WienBot – eine wesentliche Erleichterung für User und Verwaltung. Quintessenz war, dass künstliche Intelligenz u. Web Accessibility einher gehen, weil Informationen im Web auch für KI lesbar sein müssen.

Speechcode ist ein neues Tool um analoge Informationen wie Beipackzettel oder touristische Infos auf Tafeln in digitale umzuwandeln. Das funktioniert mittels eines kompakten Codes in der Größe eines QR-Codes, der Daten bis zu 8 A4 Seiten Schrift beinhalten kann und somit auch offline, ohne Internetverbindung, ausgespielt werden kann. Eine wesentliche Erleichterung ist auch die Nutzung mittels NFC Chip (Near Field Communication). Speechcode ist besonders geeignet für erklärungsbedürftige Produkte aber auch öffentliche Hinweisschilder.

Weitere Beiträge waren u.a. Autismus als Chance für den Fachkräftemangel in der IT sowie Aufbau einer Datenbank mit Normen zur Barrierefreiheit (Christian Galinski von Infoterm – Internationale Informationszentrum für Terminologie, ein Teil der UNESCO) sowie barrierefreie PDFs und Apps für gehörlose Menschen.

Vorgestellt wurde auch eine Erweiterung der Gebärdensprache: ÖGS+ (Österreichische Gebärdensprache plus) ist mit Leichte Sprache LL vergleichbar. Sie hat eine deutlichere Bildsprache und Gebärdensprache Videos werden zusätzlich mit Untertitel ausgestattet, damit Menschen die die ÖGS nicht gut verstehen mitlesen können.

Stargäste waren zwei Mitglieder der W3C (World Wide Web Consortium). Das ist das Gremium zur Standardisierung der Techniken im www. Die W3C wurde 1994 im MIT in Cambridge gegründet. Ziel der W3C ist die verstärkte Zusammenarbeit mit dem Markt, der IT und der Forschung. Eric Eggert präsentierte die Änderungen zu WCAG 2.1. Seit Juni 2018 gibt es 17 neue Kriterien (5 für A, 7 für AA und 5 für AAA).

Shadi Abou-Zahra stellte das WebOfThings, eine sinnvolle, neue Denk- und Herangehensweise zum IoT (Internet of Things) vor. Mit IoT werden meist noch Insel-Lösungen programmiert (wie z.B. Smart Home). Das sind getrennte Systeme, wo quasi die Applikation mit dem Internet kommuniziert und diese meist schwierig für assistierende Technologien verwendet werden können. Besser wäre es, wenn man die IoTs aus dem Web aus programmiert und anspricht. Dann ist die Technologie für alle Systeme ähnlich und können vernetzt werden. Dieser Weg stellt die Weichen für zukünftige Entwicklungen auch in Hinblick auf KI, Spracherkennung und Sprachausgabe. Es gibt auch eine wissenschaftliche Arbeit dazu.

WACA auf dem A-TAG 2018

Werner Rosenberger mit Obmann von accessible media Jo Spelbrink und Alexandra Schätz (Sozial Media WACA)

Sehr spannend waren die detaillierten Informationen zu WAD, der Web Accessibility Directive der EU von Yehya Mohamad vom Fraunhofer Institut: Die EU-Richtlinie 2102 enthält Anforderungen über den barrierefreien Zugang zu Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Institutionen.

Wer ist von WAD betroffen? Öffentliche Institutionen mit Ausnahme der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sowie Nicht öffentliche Institutionen, wenn sie Informationen anbieten, die essentiell für die Allgemeinheit sind oder Dienste, die speziell für behinderte Menschen gedacht sind z.B. Rollstuhlerzeuger, weil sie die Zielgruppe direkt ansprechen.

3 Anforderungen der WAD:

  • Website und Apps müssen den internationalen Standards für Barrierefreiheit entsprechen (WCAG 2.0 und höhere Versionen) à unser Zertifikat WACA stellt die Konformität AA zu WCAG 2.0 fest.
  • Es muss ein Feedback-Mechanismus zur Verfügung sein, mit dem User dem Websitebetreiber über die Nichteinhaltung der Barrierefreiheitsstandards informieren kann. Dieser Feedback-Mechanismus muss auf der Website sein à unser
    Zertifikat WACA hat diese Funktion schon, man kann Mängel melden.
  • Detaillierte Erklärung über Zugänglichkeit und Konformität

Monitoring: Zur Umsetzung der Directive zählt, dass Mitgliedstaaten regelmäßig die Einhaltung der Barrierefreiheitsanforderungen von Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Institutionen überwachen. Hierfür wurde in Österreich vor kurzem die Digitalisierungsagentur gegründet, die in der FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft) beheimatet ist.

Vorgabe dieser EU-Richtlinie ist, dass sie in jedem EU-Land in ein Gesetz umgewandelt wird. Das bedeutet zukünftig bei Nichtkonformität buchstäblich, dass gegen das Gesetz verstoßen wird.

Fristen für die Umsetzung der WAD:

  • 23. September 2018: Einführung von Gesetzen und Vorschriften durch die Länder zur Einhaltung der Richtlinie.
  • 23. September 2019: Alle neuen Websites (erstellt nach dem 23. September 2018) müssen zugänglich sein
  • 23. September 2020: Alle Websites (nicht nur neue) müssen zugänglich sein
  • 23. Juni 2021: Alle mobilen Apps müssen zugänglich sein

Es war ein spannender Tag und die Notwendigkeit für unser Zertifikat WACA bestätigt sich auf vielen Ebenen immer mehr. Ausklang und Networking der Fachtagung war dann im Campus der WU Wien.

Der Verein “accessible media” versteht sich als Interessensvertretung, um das Aktivitäts- und Geschäftsfeld “barrierefreie Medien” weiter aufzubauen und bekannt zu machen. accessible media ist ein Zusammenschluss von Einrichtungen, Organisationen und Unternehmen die Dienstleistungen, Beratung und Information in diesem Bereich anbieten, so auch die jährliche internationale Fachtagung A-TAG.

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