Alan Turing und der Marathonlauf

Im April ist es wieder soweit, in Wien und in Linz finden große Städtemarathons statt.

Ein modernes Marathonrennen ist ohne die Anwendung der Informations- und Kommunikationstechnologie heute überhaupt nicht mehr vorstellbar.
Schon im letzten Jahrtausend hatten die InformatikerInnen Univ.-Prof. Mag. Dr. Gabriele Kotsis und Univ.-Prof. Mag. Dr. Alois Ferscha ein Web-Konzept für den Vienna City Marathon entwickelt. Beide wurden übrigens mit dem Heinz Zemanek-Preis der OCG ausgezeichnet. Prof. Kotsis war sogar von 2003 bis 2007 Präsidentin der OCG.

Rechtzeitig für den Wiener Frühlingsmarathon 2012 wurde nun unter der Leitung von Prof. Ferscha am Institut Pervasive Computing der Johannes Kepler Universität Linz in Zusammenarbeit mit dem ÖAMTC eine eigene VCM App für Smartphones erstellt, mit der man die gewünschten LäuferInnen mitverfolgen kann. Zuschauerkonzentrationen werden mittels einer “Heatmap” angezeigt, Verkehrsteilnehmern werden in Echtzeit Zufahrts- und Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung gestellt.

Doch, was hat das alles mit Alan Turing zu tun, der ja als “Vater” der modernen Computerwissenschaften betrachtet wird? Natürlich die Computerwissenschaften selbst, aber das ist nicht alles!

Was viele nicht wissen:  Alan Turing war auch ein hervorragender Marathonläufer!

Turing wurde schon als Kind große Ausdauer nachgesagt. Als einmal die öffentlichen Verkehrsmittel auf Grund eines Streiks ausgefallen waren, radelte er einfach die knapp 100 km nach Sherborne in die Schule.
Laut dem Turing-Biografen Andrew Hodges hatte Turing auch in seinem späteren Leben seine Kollegen dadurch beeindrucken können, dass er zu den wissenschaftlichen Meetings einfach hinlief und damit schneller war als seine Kollegen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Seine persönliche Bestleistung schaffte Turing Ende Juli 1947 in Loughborough mit einer Zeit von 2:46:03. Das ist umso beachtenswerter, wenn man bedenkt, dass die damalige Weltbestleistung erst im April 1947 von 2:29:20 auf 2:25:39 verbessert wurde. Turing lag mit seiner Zeit also nur ca. 21 Minuten über der Weltbestleistung. Verglichen mit dem derzeitigen Weltrekord entspräche das heute einer Zeit von ca. 2:25!

In den nationalen britischen Ausscheidungsläufen für die Teilnahme an den olympischen Spielen in London 1948 belegte er den 5. Platz. Viele meinen, dass ihn nur eine damalige Verletzung die olympische Teilnahme gekostet hätte! In der Tat war der die Zeit des damaligen Olympiasiegers Delfo Cabrera nur um 11 Minuten langsamer! Im gleichen Jahr besiegte Turing bei einem CrossCountry-Lauf auch den Silbermedaillengewinner Tom Richards.

Einmal von einem seiner Laufkollegen beim Laufklub Walton danach gefragt, warum er sich auch im Training immer so stark ausgab, meinte Turing: “I have such a stressful job that the only way I can get it out of my mind is by running hard.”

Am 23. Juni 2012 jährt sich der Geburtstag Alan Turings zum hundertsten Mal.
Die OCG widmet diesem außergewöhnlichen Forscher ihre Jahresveranstaltung am 8. Mai 2012.

Kurz vor den Marathons in Wien und Linz beschäftigt sich die OCG auch bei der nächsten Veranstaltung aus der Reihe OCG Horizonte (Wien, 11. April 2012, 18:00 Uhr) mit dem Thema, wie sich Gleichgesinnte verschiedener Sportarten über das Sportportal www.runtastic.com (soziales Netzwerk für Sportler) vernetzen können. Im Vordergrund steht dabei der Spaß am Sport sowie die präventive Gesundheitsförderung.
Zur Online-Anmeldung >>

Weitere Quellen:
The Alan Turing Year – 2012 Turing Centenary
Alan Turing: world class distance runner
In Praise of Great Men, Alan Turing

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