Jobprofil: Systemadministrator

Systemadministratorinnen und -administratoren sind die stillen Arbeiterinnen und Arbeiter im Hintergrund, ohne die heutzutage kaum ein Unternehmen mehr denkbar wäre. Dennoch erhalten sie meist nur dann Aufmerksamkeit, wenn etwas schief läuft. Am 26. Juli ist internationaler Tag der SystemadministratorInnen (System Administrator Appreciation Day), an dem die bescheidene Berufsgruppe gewürdigt wird.

Michael Schadler hat 26 Jahre Berufserfahrung als Systemadministrator und betreut auch die OCG – unsere Domains, die Datensicherung, IT-Dienste, User-Konten usw. Über einen Nebenjob in einem Architekturbüro kam der gelernte Ingenieur für Steuerungs- und Regeltechnik erstmals mit dem Internet in Berührung und entwickelte ein Interesse für Informatik das bis heute anhält. Seit 2003 hat Michael Schadler sein eigenes Unternehmen Schadler Informatics. Wir haben die Gelegenheit genutzt und Michael Schadler über seinen Job ausgefragt.

OCG: Wie wird man Systemadministrator?

Schadler: Heute gibt es dafür unterschiedliche Wege, z. B. ein Informatikstudium oder auch eine Lehre. Ich bin eher zufällig dazu gekommen. Bevor ich mich entschlossen habe die Ausbildung zum IT-Manager zu machen, habe ich in unterschiedlichen Büros immer nebenbei die EDV mitbetreut. Nach meiner Ausbildung habe ich mein Wissen an der TU Wien in den unterschiedlichsten Fachbereichen der IT vertieft und dann mit meiner Selbständigkeit begonnen. Derzeit haben sich meine Hauptaufgaben mehr ins IT-Projektmanagement und in die Koordination verlagert, aber ich mache klassische systemadministratorische Aufgaben noch immer gerne.

OCG: Du bist seit 26 Jahren in diesem Bereich tätig, seit 20 Jahren hauptberuflich, wie sehr haben sich der Job und seine Aufgaben verändert?

Schadler: Es findet eine immer größere Spezialisierung im gesamten Berufsumfeld statt. Diese reicht von Netzwerk, Security, Cloud, Monitoring über Programmierung, Storage, Backup usw. Ich persönlich interessiere mich gerade sehr für alles was mit Cloud, Security und Privacy zu tun hat.

OCG: Was sind die häufigsten Probleme, mit denen Kunden an dich herantreten?

Schadler: An erster Stelle stehen natürlich vergessende Passwörter sowie Datenverlust aus den unterschiedlichsten Gründen, z. B. weil sie aus Versehen gelöscht wurden, die Festplatte defekt ist, das Geräte verloren oder gestohlenen wurde. Ich habe auch oft mit Kundinnen und Kunden zu tun, die Probleme mit ihren E-Mails haben, zum Beispiel, weil sie als SPAM klassifiziert werden.
Aktuell ist das Upgrade bzw. die Migration von bestehenden Systemen in die Cloud ein häufiges Thema. Auch die Entwicklung von neuen Systemen in der Cloud, das Nach- bzw. Aufrüsten von Security-Konzepten sind klassische Aufgaben in der Systemadministration.

OCG: Und wo wird es spezieller?

Schadler: Manchmal hat man auch mit wirklich heiklen Fällen zu tun, etwa wenn ein zentraler Storage mit mehreren Terabyte Daten trotz Raidsystem und Spare HDDs komplett ausfällt. Da sind dann schon einmal 72 Stunden Recovery Arbeit notwendig – und sehr viel Kaffee.

Es gibt natürlich auch lustige Fälle. Neulich hat mich ein Kunde ganz aufgelöst angerufen, seine Firma könne keine E-Mails mehr empfangen. Es herrschte große Panik. Es stellte sich jedoch schließlich heraus, dass der Kunde den Clouddienst, über den das E-Mail-System lief, selbst gekündigt hatte. Das Problem konnte dann sehr schnell gelöst werden.

OCG: Was würdest du dir manchmal von deinen Kunden wünschen?

Schadler: Ich bin in der glücklichen Situation nur sehr nette Kunden zu haben, aber grundsätzlich wäre es gut, wenn die Leute etwas mehr Verständnis und Geduld hätten, da es nicht für alle Probleme ein Ad-hoc-Lösung gibt und wir nicht alles wissen können; da die Bandbreite von IT mittlerweile sehr groß geworden ist.

OCG: Wie würdest du diesen Beruf jüngeren Menschen, insbesondere jungen Frauen, anpreisen?

Schadler: Es ist ein spannender und sehr kommunikativer Job – im Gegensatz zum klassischen Programmierer-Job bist du viel im Kundenkontakt und durch die zunehmenden Spezialisierungen ist Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen immer häufiger. Der Job ist auch vielfältig und kreativ, da man nach Lösungswegen für die unterschiedlichsten Probleme sucht. Natürlich muss man auch mit ungeduldigen und gestressten Kundinnen und Kunden umgehen können, denn da es um wichtige Daten geht, sind viele verständlicherweise sehr angespannt, wenn einmal etwas nicht funktioniert.

OCG: Letzte Frage, was hälst du vom Europäischen Computer Führerschein (ECDL). Ist es empfehlenswert den ECDL zu haben, wenn man als Systemadministratorin oder Systemadministrator arbeiten möchte?

Schadler: Ich glaube, der ECDL ist generell eine notwendige Grundausbildung in IT-Kompetenz, die man in fast allen Berufen braucht.

OCG: Vielen Dank für das Gespräch und danke für deine Arbeit!

Ohne IT-Systembetreuung geht es nicht mehr heutzutage Foto: Markus Spiske von Pixabay

Ohne IT-Systembetreuung geht es nicht mehr heutzutage Foto: Markus Spiske von Pixabay

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