OCG Think-Tank Webinar zur Stopp Corona-App: Datenschutz-kompatibles Contact-Tracing ist möglich

“Bei der öffentlichen Debatte zur Stopp Corona-App ist die Suppe versalzen”, resümierte Datenschutzaktivist Max Schrems beim zweiten OCG Think-Tank Webinar zum Thema Datenschutz in Zeiten gesellschaftlicher Krisen. Er und sein Team von noyb, einer europäischen Datenschutz-Initiative, waren überrascht wie negativ die App aufgenommen wurde. Man hatte sich eher erwartet, dass der “bösen DSGVO” die Schuld für die Ausbreitung des Virus unterstellt würde. “Passiert ist genau das Gegenteil: Gerade die App, die sehr versucht hat, alles datenschutzrechtlich korrekt zu machen – besonders im Vergleich zu anderen Dingen, die wir auf den Tisch haben – wurde sehr schlecht aufgenommen”, so Schrems.

Viele interessante und teils überraschende Einblicke zu den Hintergründen der Stopp Corona-App gab es beim zweiten OCG Think-Tank Webinar, das nun online nachgesehen werden kann.

Neben Max Schrems diskutierten Prof. Eva Schernhammer, Epidemologin an der MedUni Wien, Christoph Klein, Direktor der AK Wien und Bundesarbeiterkammer, Thomas Lohninger, Geschäftsführer von Epicenter.works, Heidi Scheichenbauer, Senior Consultant des Research Institute. Durch das Webinar führte Christof Tschohl, Datenschutz-Berater des Roten Kreuz, Leiter des Research Institute und des OCG Arbeitskreises Forum Privacy.

Die Diskutant*innen des OCG Think-Tank Webinar#2

Die Diskutant*innen des OCG Think-Tank Webinar#2

OCG Präsident Wilfried Seyruck begrüßte alle Teilnehmenden aus den Räumlichkeiten der Österreichischen Computer Gesellschaft und die Redner*innen des Nachmittages schalteten sich online dazu. “Die kontroversiellen Diskussionen zur Stopp Corona-App haben eine Entscheidung, ob die App installiert werden sollte, sicher nicht leicht gemacht. Das sind aber Entscheidungen, die wir in der heutigen Zeit immer wieder für uns treffen müssen: Inwieweit sind wir bereit, Daten von uns zur Verfügung zu stellen?”, leitete Seyruck die Online-Veranstaltung ein.

Schnell zeigte sich, dass in der Kommunikation zur App einiges schief gelaufen war. Nachdem die zivilgesellschaftlichen Organisationen eingebunden wurden, wurde das Thema Datenschutz sehr bewusst behandelt, wie Heidi Scheichenbauer berichtete, doch die Skepis blieb. “Die Menschen hat dieses Thema bewegt, weil es um eine spezielle Art von Daten geht, nämlich nicht nur über die physischen Bewegungen, wann wo wer wen trifft, sondern auch über sensible Gesundheitsdaten, ob ich infiziert bin”, so Lohninger.

Offene rechtliche Situation

Prof. Schernhammer erklärte, warum die App ein wichtiges Tool zum Containment des Virus sei. Dennoch gibt es einige rechtliche Fragestellungen, die dringend geklärt werden müssen, damit die App nicht nur technologisch, sondern auch gesellschaftlich funktioniere. Christoph Klein thematisierte unter anderem die fehlenden arbeitsrechtlichen Regelungen, etwa wie Dienstfreistellungen nachdem man einen Corona-Verdacht erhalten hat, geregelt werden könnten, Thomas Lohninger die Problematik der Freiwilligkeit.

Einen ausführlichen Bericht finden Sie in unserem OCG Journal, das Ende September erscheint.

 

 

Dieser Beitrag wurde unter IT Kompetenz, IT und Sicherheit, Themen veröffentlicht. Setzen Sie ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.