OCG Jahresveranstaltung 2015, Tag 1

Die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG) feiert heuer vom 8. bis 10. Juni 2015 ihr 40-Jahr-Jubiläum mit einer dreitägigen Veranstaltung. Das Motto lautete Mensch und Informatik: digitale Lebensräume gestalten.

Der erste Tag stand unter dem Motto  40 Jahre auf dem Weg in die Zukunft.

Den Beginn machte eine Gesprächsrunde mit Norbert Rozsenich, (Gründungsmitglied und OCG Präsident von 1981 bis 1985), Otto Zich, (Gründungsmitglied und langjähriger Vertreter der OCG in der IFIP), Günter Haring, (OCG Präsident von 1989 bis 1993), A Min Tjoa, (OCG Präsident von 1999 bis 2003). Die Moderation übernahm Reinhard Goebl, (OCG Präsident von 2011 bis 2015). Der Bogen spannte sich von der Geschichte der OCG über die Gründung bis hin zur Professionalisierung. Zu Beginn wurde ein Filmtrailer der OCG Witness Seminare gezeigt.

Im Anschluss folgte eine Paneldiskussion zum Thema The Future of Professional Informatics Associations (Presidents Summit).

Diskutanten:

  • Association for Computing Machinery (ACM): Alexander L. Wolf, President
  • Council of European Professional Informatics Societies (CEPIS): Jörg Ruegg, President
  • International Federation for Information Processing (IFIP): Leon Strous, President
  • Austrian Computer Society (OCG): A Min Tjoa, Past-President
  • Austrian Computer Society (OCG): Markus Klemen, President

Moderation: Helmut Veith, Vienna University of Technology (TU Vienna)

Am Abend diskutierte noch ein hochrangig besetztes Panel zum Thema Zukunft der Informatik und beschäftigte sich eingehend mit den Themen Governance, Souveränität und Datenschutz.

Nachfolgend die Statements einiger DiskutantInnen:

Ing. Roland Ledinger
Leitung IKT-Strategie des Bundes und Geschäftsführer der Plattform Digitales Österreich

Roland Ledinger ging zu Beginn der Diskussion auf die „Digital Roadmap“ des Bundes ein,  die im Juni 2015 startet, „Anfang 2016 aufgesetzt sein und danach umgesetzt werden“ soll. „Wir verfolgen damit drei Ziele: Das Leben der Menschen soll erleichtert, die Wirtschaft gefördert und die Verwaltung vereinfacht werden“, so Ledinger. „Der IKT-Sektor ist mit seiner Wertschöpfung sehr wichtig geworden – dort wollen wir einen Schwerpunkt setzen. Österreich soll man in zehn Jahren nicht nur als Tourismusland, sondern auch als IKT-Standort wahrnehmen.”

Michael Wiesmüller
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie

Michael Wiesmüller sieht den Forschungs- und IKT-Standort Österreich bereits jetzt gut positioniert. Zwar seien die USA und Asien gut „im Rennen“, und „der größere Konkurrent in der IKT-Ausbildung ist China, nicht die USA“. Trotzdem sieht Wiesmüller den Status quo und die Zukunftsperspektiven in Europa und Österreich positiv: „Wir sehen, dass die Performance der österreichischen Forschung jedes Jahr steigt. Der Forschungsstandort Österreich ist schon jetzt unter den Top 5 in Europa einzureihen.“ Allerdings gelte es, sich auf tiefgreifende Änderungen vorzubereiten: „Wir leben im Zeitalter eines tiefen Strukturwandels. Themen wie Robotic oder Artificial Intelligence werden im Zentrum der Diskussion der nächsten zehn Jahre stehen“, so Wiesmüller.

Univ. Prof. Reinhard Posch
Chief Information Officer der Österreichischen Bundesregierung

Reinhard Posch sah die Lage der IKT-Branche im Rahmen der Diskussion deutlich kritischer: „Europa ist in einer ungünstigen Startposition beim Wettlauf der Neuen Technologien. Für die langfristige Entwicklung ist es wesentlich, dass Europa zumindest in einigen Kernbereichen die Steuerung zurückgewinnt oder so einwirkt, dass die Steuerung nicht von außen dominiert wird. Zu diesen Kernbereichen zählen mobile Geräte und Systeme, Sicherheitstechnologien und Verschlüsselung sowie die Dokumentenverarbeitung, als dritter und besonders kritischer Punkt.“

Posch sprach auch die gesellschaftliche und politische Dimension der technologischen Veränderungen an: “Diskussionen um TTIP, NSA oder Snowden leisten zwar einen positiven Beitrag zur Bildung eines längst notwendigen Bewusstseins. Doch letztlich geht es darum, ob die Gesellschaft hinnimmt, dass die Steuerung weg von Staaten hin zu Megakonzernen verschoben wird – Google zeigt uns dies eindrucksvoll vor.“ Die „konzernorientierte Steuerung“ der IKT sei „absolut nicht demokratisch“, so Posch: „Wird die Führungsebene einiger weniger Megakonzerne die verspätete Nachfolge fürstlicher Herrscher – ohne demokratische Legitimation?

Univ. Prof.in Dr.in Gabriele Anderst-Kotsis
Vizerektorin an der Johannes Kepler Universität Linz

Auch Gabriele Anderst-Kotsis wies darauf hin, dass tiefgreifende technologischen Änderungen neue gesellschaftliche und ethische Fragestellungen aufwerfen: “Die Gesellschaft sieht sich zunehmend gefordert, die Anforderungen an Technologie zu definieren und damit neu entstehende ethische Fragen zu reflektieren. Diese Position einzunehmen ist Aufgabe einer postulierten digitalen Zivilgesellschaft, die in dieser Form erst in Ansätzen existiert und noch keineswegs auf Augenhöhe mit der global agierenden Industrie ausgeformt ist. Eine Co-Evolution von Technologie und Gesellschaft ist anzustreben, mit vitalem Austausch der Interessen und Beobachtung der Wechselwirkungen.

Und zur Lage der IKT in Österreich meinte Anderst-Kotsis: „Österreich als IKT-Standort  ist zum Teil international gut positioniert, hat durch die Zersplitterung an Kompetenzen aber viel ungenutztes Potential und könnte mit den Ansätzen vergleichbarer Länder, die Spitzenpositionen einnehmen, noch einiges profitieren. Die Sichtbarkeit von IKT in der öffentlichen Wahrnehmung ist vergleichsweise bescheiden, IKT als Querschnittsmaterie ist unterrepräsentiert.“ Das liege zum Teil auch an den Universitäten, denen es nicht gelänge, die Informatik als Kernthema zu positionieren. „Wir müssen lernen, diese Themen besser zu kommunizieren“, so Anderst-Kotsis.

Danach überreichte der neue OCG Präsident Markus Klemen noch das Security Zertifikat ISO / IEC 27001 an Vertreter der Firma Scanpoint.

Der Abend klang in den Räumlichkeiten der OCG beim Netzwerken und Get together aus.

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